Integration - Inklusion

An dieser Stelle soll Raum gegeben werden, um sich dem Begriff Inklusion zu nähern. Dieser wird in Deutschland mit dem Begriff Integration vermischt. Eine einheitliche Definition scheint es nicht zu geben. Vielmehr werden beide Begriffe in eine kausale Beziehung gesetzt. Inklusion geht nicht ohne Integration, oder ähnliches. Wir werden an dieser Stelle Zitate, Definitionen und Diskussionen abdrucken. 

Marco Boehm, unveröffentlicher Text:

 

(...) Wenn Max, nach der Schulzeit, mit Hilfe von Maßnahmen, zum Beispiel der „Unterstützten Beschäftigung“, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine (sozialversicherungspflichtige) Beschäftigung findet, dann liegt es meist daran, dass er einen Arbeitgeber gefunden hat, der mit viel persönlichem Einsatz einen Nischenarbeitsplatz für ihn geschaffen hat. Das ist gut: für unsere Gesellschaft, für den Betrieb und für Max – aber es ist noch nicht regelmäßig der Fall.

Selbst wenn Menschen mit Behinderung zuverlässig, eifrig und motiviert einfache Arbeiten durchführen und damit Fachkräfte entlasten können (Fachkräftemangel) und freie Arbeitsplätze auffüllen (demographischer Wandel), ist das alles noch Integration. Es wäre auch noch Integration, wenn der Staat Betriebe und Menschen mit Behinderung langfristig fördern und unterstützen würde.

 

Inklusion dagegen passiert in den Köpfen – von uns allen. Inklusion kann man nicht bestimmen und kann kein Gesetz vorschreiben. Inklusion ist eine Gesellschaftsform - und die Integration ein Prozess der dorthin führen kann.

Der große Unterschied im Denken besteht darin, dass es bei der Integration darum geht Unterschiede wahrzunehmen und vorher Getrenntes wieder zu verbinden. Das passt in unser gelerntes Denkschema, das ist Schwarz und das ist Weiß.

Inklusion dagegen geht davon aus, dass jeder von uns unterschiedliche Barrieren, Fehler, Kompetenzen und Ressourcen besitzt, die in der Vielfalt der Menschen eine Gemeinschaft (oder gar Gesellschaft) ausmachen und jeder Einzelne seinen Beitrag leisten kann.

Diese Idee kann Angst machen. Jedoch ist es wichtig hervorzuheben, dass nicht alle Menschen "gleich gemacht" werden sollen, sondern genau anders herum, die Vielfalt jedes Einzelnen respektiert werden soll (Diversität).

 

Dabei muss klar sein, dass Inklusion immer ein Prozess bleibt und nicht „fertig“ ist. Prof. Dr. Andreas Hinz vergleicht die Arbeit, um eine inklusive Gesellschaft zu erreichen mit dem einer Seefahrt im Mittelalter. Wir befinden uns auf einem großen Handelsschiff, steuern in der Nacht immer in Richtung „Kreuz des Südens“, das die Inklusion darstellt. Und obwohl wir auf dem Schiff wissen, dass wir das Kreuz des Südens nie erreichen werden – egal, wie weit wir in die Richtung segeln, hilft es uns dennoch dabei Kurs zu halten, voran zu kommen und etwas zu erreichen. (...)